Ich reise gerne - meist mit viel zu viel Gepäck - das meiste, was ich in meinem Koffer verstaue, bringe ich unangetastet wieder mit nachhause und bin mir sicher, dass ich es bei der nächsten Reise besser weiß und wirklich nur das verstaue, was ich wirklich brauchen werde. Vergebens! Beim nächsten Mal ist der Koffer wieder genauso schwer, egal ob 14 Tage Strandurlaub oder 4 Tage Städtetripp- ich bekomme es einfach nicht hin. Mein Mann ist da anders- leichtes Gepäck- immer! 4 Tage , 4 Unterhosen 2 Shirts , Hose , Zahnbürste – fertig. Falls was fehlt - no Problem, eine Lösung wird es schon geben. Beneidenswert. Genauso sieht es in meinem Leben aus - mein „Seelengepäck“ schleppe ich schon immer täglich mit. Alles kommt rein, was in irgendeiner Form - im wahrsten Sinne des Wortes *belastend“ – auch nur im Entferntesten wichtig sein könnte. Der blöde Spruch einer fremden Person im Jahr 2002 - eingepackt. Der Streit mit meiner Mutter 1988 - unvergessen. Das Mobbing in der Grundschule - mitgetragen . Wer weiß – vielleicht ist der Ballast ja mal für etwas gut - loslassen wäre toll, doch irgendwie nicht möglich. Vielleicht eine Art Sicherung für Schmerz, den man einmal erlebt hat? Eine Art Pflaster für den Notfall - wenn der Schmerz erneut kommt - dann, dann bin ich gewappnet - hatte ich schon einmal - wenn es erneut passiert, dann kann ich damit umgehen! Juhu.
So weit die Theorie - in der Praxis sieht das anders aus. Ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Ich fuhr nach Paris - der Stadt der Liebe - mit 2 meiner besten Freundinnen. Mit in meinem Gepäck - ein Problem. Dabei handelte es sich um einen Satz, den meine Freundin zu mir sagte, fast 2 Jahre zuvor, der mich traf – sehr sogar in dem Moment. Nie hatte ich das Problem angesprochen - sondern eingepackt in meinen Sack, der seither schwerer war als zuvor. Ich schleppte sehr daran und man merkte es mir an, dass ich da was mit mir rumtrug, was mir zu schaffen machte.
Meine Freundin sprach mich also darauf an, was denn los sei und lies nicht locker, bis ich das Problem aus dem Sack lies. Da lag es nun – das Problem- zwischen Prosecco-Dosen und Käsehappen im Zug nach Paris. Schlimmer hätte es nun wirklich nicht sein können. Wir redeten und weinten…und beide waren enttäuscht. Sie, weil ich es so lange verschwiegen hatte, ich von mir selber, weil ich nicht mutig genug war, das Thema vorher anzusprechen.
Vor meiner Reise hatte ich gebetet: „Bitte hilf mir Gott. Lass mich das Problem lösen. Schick mir einen Engel mit der hilft. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl von Hilfe nicht – in Paris angekommen - gingen wir uns so gut es ging aus dem Weg - es war fürchterlich! Wir konnten es beide kaum erwarten wieder nach Hause zu kommen. Nachdem der Schock einigermaßen verdaut war, konnten wir uns treffen und nochmals reden - es war erleichternd - wenn auch noch nicht gut. Aber auf einem guten Weg. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, war, dass ich das auf keinen Fall nochmal erleben möchte - ich darf und werde meinen „Sack“ nicht mehr vollstopfen mit Dingen, die ich gleich aus dem Weg hätte räumen sollen. Dass das Problem gleich im Zug ausgesprochen wurde – für mich in nachhinein kein Zufall.
Das musste so sein - das war die „Hilfe“, um die ich gebeten hatte. Anders wäre das nicht zu lösen gewesen und auch mein zukünftiger Umgang mit solchen Angelegenheiten. Ich denke, die Hilfe, die uns Gott schickt, wirkt nicht immer so, wie wir es gerne hätten, sondern manchmal auch auf unangenehmen Umwegen, damit wir daraus lernen können, es besser zu machen. Ab nun versuche ich es wie mein Mann zu machen, ich reise mit leichtem Gepäck.
Herzlich, Ihre Claudia Körner